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Die Schubladen meines Vaters

Meinen ersten Playboy fand ich im Büro meines Vaters. Ich sage fand, weil ich wirklich suchte. Etwas, einfach irgend etwas. Das Büro war zweckmäßig und schlicht eingerichtet. Elektronische Geräte waren damals fast noch vollständig abwesend. Einzig ein Tonbandgerät, an das ich „sonst gibt’s so richtig den Arsch voll“ nicht durfte. Und eine elektrische Schreibmaschine, an die ich mich trotz Verbots setzte.

Die Regale waren voll mit LEITZ-Ordnern, in der Ecke stand ein wuchtiger Tresor, den größten Teil des Zimmers nahm der Schreibtisch ein. Und dessen Schubladen waren abgesperrt. Meist. Wie ein juveniler Kleinkrimineller an geparkten Autos versuchte ich jedes Mal sie dennoch zu öffnen. Und manchmal hatte ich Glück.

In den Schubladen waren die spannenden Dinge: ein Cuttermesser, ein Briefbeschwerer mit Hirschgeweih, ein elektronischer Taschenrechner, dessen kleine Röhren leuchtend rot die Zukunft heraufbeschwörten – eine Zukunft, die ich bisher nur aus Raumschiff Enterprise kannte. Ich fand Quittungsblöcke, die ich stahl, ein Maßband aus Metall, das sich auf Knopfdruck einrollte und mir fast jedes Mal dabei in den Finger schnitt. Ich fand ein Bündel Briefe und ließ es liegen, später erfuhr ich, dass es wohl Liebesbriefe seiner vielen Affären waren.

Aber das größte Geschenk an einen knapp zehnjährigen waren aber die Playboy und Penthouse-Hefte. Sie waren wirklich gut versteckt. Sie lagen in dem Zwischenraum von unterster Schublade und Boden. Säuberlich geordnet. Was mir nicht klar war. Aber ich kurze Zeit später schmerzlich erfahren musste. Denn da bekam ich auf den Arsch. So richtig.

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