Langeweile haben sie hier für mich. Man ist überrascht, wie angefüllt ein Tag auf Reha sein kann, mit Seminaren zu Ernährung, Bewegung, Medikamenten und Entspannung. Mit verpflichtenden Angeboten wie Walking, Ergometer, Wassergymnastik, Muskelaufbau,Qigong, Progressive Muskelentspannung, Nordic Walking, Massagen usw. usf. Wie fordernd so ein Tag sein kann – selbst wenn man in einem fordernden Job zu Hause ist. Aber – und hier liegt der wesentliche Unterschied – zwischen allen Angeboten liegen immer wieder wenigstens 30 Minuten Leerlauf. Leerlauf, den jeder anders für sich nutzt.
Einen Kommentar hinterlassenKategorie: Prosa
Wandlitz – ich werde rehabilitiert.
Es waren wohl nicht nur die Streptokokken. Ich hatte einen Herzinfarkt – der ist zwei Wochen her und ich lebe noch. Am Montag nehmen sie mich in die Mangel. Rehabilitationsklinik nennen sie es. Ich kenne das. Ich habe schon Filme gesehen über so etwas. Nach außen eine saubere Fassade und drinnen warten die Ghouls auf mich. Die strenge Physiotherapeutin, der kichernde Sporttherapeut, die kuhäugige Ökotrophologin, der Typ, der immer nur stiert, der Mann mit den gelben Fingern und zwei Packen Zigaretten im Bademantel.
Aus dem Morast
Ich bin ein wenig krank. Nichts besonderes, nur eine Infektion mit Streptokokken. Die Antiobiotika werdens schon richten. Was es aber richtig unangenehm macht, ist die…
3 KommentareWir vom Oberdorf …
Mein Vater hatte sich ein Haus gebaut. Er hatte uns ein Haus gebaut. Meiner Schwester und mir – das betonte er immer. Als es endlich stand, wohnten natürlich erstmal alle drin, das heißt, er residierte, wir wohnten.
Wir wussten damals nichts vom Mythos Eigenheim. Und auch nichts von seinen Begleiterscheinungen, den Magengeschwüren, schlaflosen Nächten und witzelnden Freunden, die meinen Vater mitleidig und vielleicht auch ein wenig neidisch anlächelten, wenn er leicht angetrunken in der Küche vom Hausbau erzählte.
Einen Kommentar hinterlassenNix falsch …
Ich war kein musikalisches Kind. Und bis zur Pubertät war mir Musik auch völlig egal. Obwohl ich ganze vier Jahre eine klassische Ausbildung an der…
Einen Kommentar hinterlassenManchmal reicht’s. Genug aber ist es nie.
Manchmal reicht’s dir dann doch. Zum Beispiel, wenn die verrückte alte Frau, die dich eben noch beim Einsteigen in die U-Bahn angeschrien hat, sich drin neben…
Einen Kommentar hinterlassenItalienreise
Die großen Ferien. Wir fuhren immer nach Italien. Terracina. Mein Vater fuhr die ganze Strecke an einem Stück – 12 Stunden saßen wir so im Auto, wenn es gut ging. Gab es Stau vor dem Brenner, konnten es auch gut und gerne 18 Stunden werden.
Ich erinnere mich an die italienische Autobahn und ihre Tankstellen. Nahm eine davon keine Benzingutscheine des ADAC an, fuhren wir weiter. Manchmal blieben wir deshalb ein paar Kilometer vor der nächsten Tanke liegen. Ich lief dann mit meinen Vater und einem Kanister den Standstreifen der Autobahn lang. Wir trugen keine auffällige Warnkleidung. Ich erinnere mich an braungebrannte Tankstellenwärter mit starkem Haar- und Bartwuchs. Ich erinnere mich daran, dass es dort nie Wechselgeld gab. Stattdessen bekam mein Vater Süßigkeiten — kleine Schokoladentafeln oder Cantuccini. Jedes Mal regte er sich darüber auf, beruhigte sich wieder und meinte, Lire seien sowieso nur Spielgeld.
Einen Kommentar hinterlassenAlkohol und Gewalt
Römisch Eins
Es war meist gegen frühen Nachmittag, dass sich meine Mutter recht komisch verhielt. So komisch, dass selbst ein Sechsjähriger das erkennen konnte. Ich hätte nicht sagen können, dass sie traurig war. Obgleich sie oft am Couchtisch saß und weinte. Mir war der genaue Zusammenhang nicht klar, aber das stets vollgefüllte Glas in ihrer Hand – sie setzte es nie ab, außer zum Nachfüllen – hatte etwas mit ihrer Stimmung zu tun.
Mit diesen Stimmungen vermochte ich umzugehen. Ich musste nur dafür sorgen, dass meine Mutter nicht für uns kochte. Oft genug hatte sie sich selbst und unser Essen verbrannt. Schwerer war, mit dem Verhalten meines Vaters zum Zustand meiner Mutter umzugehen. Wenn es heißt, der Mann habe die Hand gegen seine Frau erhoben, dann hat mein Vater sie viel zu oft auch fallen lassen. Mit Wucht und Kraft. Den körperlichen Auseinandersetzungen gingen stundenlange Diskussionen voraus, die wortreich und mit viel Emphase von meiner Mutter bestritten wurden und einsilbig von meinem Vater: „Du Säuferin, denk an die Kinder.“
Einen Kommentar hinterlassenDes Vaters neue Frauen
Mein Vater hatte keine wirklichen Präferenzen. Sie mochten blond sein oder brünett. Schlank oder drall. Tumb oder gebildet. Es war ihm egal. Auf seine…
2 KommentareMein Beitrag zu 1000 Tode
Ihr habe ich immer den Tod gewünscht. Der Frau, die mir ein Brotzeitbrettchen auf dem Kopf zerschlagen hat. Der Frau, die mich in das Kellerzimmer…
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