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Alkohol und Gewalt

 

Römisch Eins

Es war meist gegen frühen Nachmittag, dass sich meine Mutter recht komisch verhielt. So komisch, dass selbst ein Sechsjähriger das erkennen konnte. Ich hätte nicht sagen können, dass sie traurig war. Obgleich sie oft am Couchtisch saß und weinte. Mir war der genaue Zusammenhang nicht klar, aber das stets vollgefüllte Glas in ihrer Hand – sie setzte es nie ab, außer zum Nachfüllen – hatte etwas mit ihrer Stimmung zu tun.

Mit diesen Stimmungen vermochte ich umzugehen. Ich musste nur dafür sorgen, dass meine Mutter nicht für uns kochte. Oft genug hatte sie sich selbst und unser Essen verbrannt. Schwerer war, mit dem Verhalten meines Vaters zum Zustand meiner Mutter umzugehen. Wenn es heißt, der Mann habe die Hand gegen seine Frau erhoben, dann hat mein Vater sie viel zu oft auch fallen lassen. Mit Wucht und Kraft. Den körperlichen Auseinandersetzungen gingen stundenlange Diskussionen voraus, die wortreich und mit viel Emphase von meiner Mutter bestritten wurden und einsilbig von meinem Vater: „Du Säuferin, denk an die Kinder.“

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