Manchmal reicht’s dir dann doch. Zum Beispiel, wenn die verrückte alte Frau, die dich eben noch beim Einsteigen in die U-Bahn angeschrien hat, sich drin neben…
Einen Kommentar hinterlassenMein Freiheitskampf Beiträge
Italienreise
Die großen Ferien. Wir fuhren immer nach Italien. Terracina. Mein Vater fuhr die ganze Strecke an einem Stück – 12 Stunden saßen wir so im Auto, wenn es gut ging. Gab es Stau vor dem Brenner, konnten es auch gut und gerne 18 Stunden werden.
Ich erinnere mich an die italienische Autobahn und ihre Tankstellen. Nahm eine davon keine Benzingutscheine des ADAC an, fuhren wir weiter. Manchmal blieben wir deshalb ein paar Kilometer vor der nächsten Tanke liegen. Ich lief dann mit meinen Vater und einem Kanister den Standstreifen der Autobahn lang. Wir trugen keine auffällige Warnkleidung. Ich erinnere mich an braungebrannte Tankstellenwärter mit starkem Haar- und Bartwuchs. Ich erinnere mich daran, dass es dort nie Wechselgeld gab. Stattdessen bekam mein Vater Süßigkeiten — kleine Schokoladentafeln oder Cantuccini. Jedes Mal regte er sich darüber auf, beruhigte sich wieder und meinte, Lire seien sowieso nur Spielgeld.
Einen Kommentar hinterlassenAlkohol und Gewalt
Römisch Eins
Es war meist gegen frühen Nachmittag, dass sich meine Mutter recht komisch verhielt. So komisch, dass selbst ein Sechsjähriger das erkennen konnte. Ich hätte nicht sagen können, dass sie traurig war. Obgleich sie oft am Couchtisch saß und weinte. Mir war der genaue Zusammenhang nicht klar, aber das stets vollgefüllte Glas in ihrer Hand – sie setzte es nie ab, außer zum Nachfüllen – hatte etwas mit ihrer Stimmung zu tun.
Mit diesen Stimmungen vermochte ich umzugehen. Ich musste nur dafür sorgen, dass meine Mutter nicht für uns kochte. Oft genug hatte sie sich selbst und unser Essen verbrannt. Schwerer war, mit dem Verhalten meines Vaters zum Zustand meiner Mutter umzugehen. Wenn es heißt, der Mann habe die Hand gegen seine Frau erhoben, dann hat mein Vater sie viel zu oft auch fallen lassen. Mit Wucht und Kraft. Den körperlichen Auseinandersetzungen gingen stundenlange Diskussionen voraus, die wortreich und mit viel Emphase von meiner Mutter bestritten wurden und einsilbig von meinem Vater: „Du Säuferin, denk an die Kinder.“
Einen Kommentar hinterlassenDer Jingle bellt – Weihnachten im Anzug
Das Fest wirft seine messerlangen Schatten voraus. Die Straßen leuchten vor Gier, Kindermünder sind gespitzt und Wollusttröpfchen aus Valuta spritzen auf Kassiererinnen. Wir kaufen und verkaufen…
Ein KommentarDes Vaters neue Frauen
Mein Vater hatte keine wirklichen Präferenzen. Sie mochten blond sein oder brünett. Schlank oder drall. Tumb oder gebildet. Es war ihm egal. Auf seine…
2 KommentareEndstation Crèmezucht
Mediterran nennen sie es und schlürfen Latte Macchiatos in den Eckcafés. Und die Welt zieht an ihnen vorbei. Gemächlich und schnell, trübe Tassen und…
Ein KommentarMein Beitrag zu 1000 Tode
Ihr habe ich immer den Tod gewünscht. Der Frau, die mir ein Brotzeitbrettchen auf dem Kopf zerschlagen hat. Der Frau, die mich in das Kellerzimmer…
Einen Kommentar hinterlassenMilchmond
Herr Wegener besaß ein Sofa mit floralem Muster. Viele rüde Späße hatte er deswegen schon erdulden müssen. Eigentlich von fast jedem, den er in seine…
Einen Kommentar hinterlassenNachrichten von gestern. Und Pornos.
Mein Vater hatte zwei Firmen. Die Altpapier Erfassungs GmbH — im Akronymwahn der damaligen Zeit unter A.P.E. im Telefonbuch zu finden — und eine…
Einen Kommentar hinterlassenVom Lesen
Mein Vater hat nie viel gelesen. Im Regal standen Bücher aus seinem Studium der Volkswirtschaftslehre. Und selbst diese waren in den Siebzigern schon veraltet. Links…
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